Kennzahlen im Gästehaus
„Ein jeder von uns soll sein Leben so führen, dass es dem anderen nützt und ihn im Glauben stärkt.“ (Römer 15,2)
Dieser Vers bringt auf den Punkt, was uns in den christlichen Gästehäusern antreibt: Wir möchten Menschen stärken, im Glauben, im Miteinander und auf ihren Wegen durchs Leben. Damit das gelingt, braucht es nicht nur gastfreundliche Haltung, sondern auch kluges wirtschaftliches Handeln. Denn nur wenn wir gut haushalten, können wir unsere Häuser lebendig und tragfähig gestalten für Gäste, Teams und für die Stadt.
Der Markt: Wo stehen wir und wer steht um uns herum?
Auch für christliche Gästehäuser ist es wichtig zu verstehen, in welchem Markt wir unterwegs sind. Fünf Fragen helfen, ein klareres Bild zu bekommen:
- Wer sind unsere fünf wichtigsten Mitbewerber?
- Ein christliches Gästehaus kann sich dazu z. B. in Buchungsportalen wie Google oder auch Booking umschauen: Welche Häuser in der Umgebung haben ein ähnliches Profil (Preis, Zielgruppen, Lage)?
- Gespräche mit lokalen Tourist-Infos oder Netzwerken (z. B. Tourismusverbände, kirchliche Beherbergungsbetriebe) helfen ebenfalls, ein Gefühl für die Wettbewerbssituation zu bekommen.
- Auch Gäste selbst sind eine wertvolle Quelle: „Waren Sie noch in anderen Häusern untergebracht?“ Solche Fragen können wertvolle Hinweise geben.
- Welche Preise nehmen unsere Mitbewerber?
Über Onlineportale lassen sich aktuelle Zimmerpreise gut vergleichen. Wichtig ist hier: Wer bietet was zu welchem Preis an (inkl. Frühstück, Stornobedingungen etc.)?
- Wie groß ist das Marktvolumen?
Hier hilft der Blick in Tourismusstatistiken der Stadt oder Region: Wie viele Übernachtungen werden im Jahr gebucht? Gibt es Wachstumsraten? Wer sind die Hauptzielgruppen?
- Welchen Marktanteil haben wir?
Diese Zahl kann näherungsweise geschätzt werden: Wenn z. B. in Berlin-Mitte jährlich 1 Million Übernachtungen stattfinden und unser Haus 45.000 davon ausmacht, liegt unser Marktanteil bei 4,5 %.
Mit diesen Informationen lässt sich die Position des Hauses nicht nur realistischer einordnen, sie bieten auch eine Grundlage für strategische Entscheidungen, Preisgestaltung oder Angebotsentwicklung.[1]
Kennzahlen als Kompass im Alltag christlicher Gästehäuser
Christliche Gästehäuser unterscheiden sich in ihrer Haltung und Zielsetzung, aber nicht im wirtschaftlichen Prinzip: Auch wir müssen wirtschaftlich solide arbeiten, damit unser Auftrag langfristig gelebt werden kann.
Dazu dienen u. a. diese belegungsbezogenen Kennzahlen:
- Belegungsrate (Wie gut sind unsere Zimmer ausgelastet?)
= (Belegte Zimmer ÷ Verfügbare Zimmer) × 100
- Durchschnittlicher Zimmerpreis (AVR) (Wie positionieren wir uns preislich?)
AVR = Zimmerumsatz ÷ Anzahl belegter Zimmer[2]
- RevPAR (Wie viel Umsatz bringt uns jedes verfügbare Zimmer?)
RevPAR = Zimmerumsatz ÷ Anzahl aller verfügbaren Zimmer[3]
- Durchschnittliche Aufenthaltsdauer (Wie lange bleiben unsere Gäste im Schnitt?)
Durchschnittliche Aufenthaltsdauer = Übernachtungen ÷ Anzahl der angereisten Gäste
Im Bereich Food & Beverage (F+B), also Frühstück, Cafeteria und Co. schauen wir auf:
- Wareneinsatzquote: Wie wirtschaftlich kalkulieren und kaufen wir ein?
Wareneinsatzquote= (Wareneinsatz F+B ÷ F+B-Umsatz) × 100
- F+B-Umsatz pro Gast: Wie attraktiv ist unser Angebot für Gäste?
Auch die großen wirtschaftlichen Linien brauchen Zahlen:
- Umsatz pro verfügbarem Bett - für einige christliche Gruppenhäuser empfiehlt es sich bestimmt, die "RavPar" Formel in Umsatz je Bett umzustellen.
- Personalkostenquote
- Betriebsergebnis
Diese Kennzahlen helfen uns dabei, gesunde Strukturen zu schaffen und Spielräume für Qualität, Teamstärkung und geistliche Angebote zu sichern.
Weitere strategisch relevante Kennzahlen sind:
- No-Show-Rate: Wie viele Gäste reisen trotz Buchung nicht an?
- Stornierungsquote: Wie verbindlich sind unsere Buchungen?
- Online-Buchungsanteil: Wie stark werden digitale Wege genutzt?
- Anteil Sonderpreise: Wie viele Gäste profitieren von sozialen oder zielgruppenspezifischen Angeboten? [4]
All diese Zahlen sind Werkzeuge, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Sie helfen uns, das christliche Gästehaus als Lebensraum zu gestalten, der geistlich inspiriert, wirtschaftlich trägt und menschenfreundlich geführt ist. Denn wenn Paulus schreibt: „Ein jeder von uns soll sein Leben so führen, dass es dem anderen nützt und ihn im Glauben stärkt.“
dann ist das nicht nur ein geistlicher Auftrag, sondern auch eine Einladung zur guten Leitung: mit Liebe zum Detail, Mut zur Klarheit und dem Blick für das große Ganze.
Fazit: Kennzahlen unterstützen uns dabei, unsere christlich geprägte Gastfreundschaft klug und nachhaltig zu gestalten, zum Wohl unserer Gäste und zur Stärkung unserer Teams.
Autor: Jens-Martin Krieg
[1] Vgl. Bieker, Rudolf; Vomberg, Edeltraud (Hrsg.). (2012). Management in der sozialen Arbeit. Stuttgart: Kohlhammer. S. 73f.)
[2] Vgl. Westerwinter, Rainer, https://transformation-gastgewerbe.nrw/fileadmin/Digital_Coach/PDF-Dokumente/Transformation/104_DEHOGA-NRW_DC_Revenue_Management.pdf Abruf 17. Juni 2025.
[3] Vgl. Krause, Robert, https://transformation-gastgewerbe.nrw/fileadmin/Digital_Coach/PDF-Dokumente/Checklisten___Leitfaeden/201_DEHOGA-NRW_DC_RevPAR.pdf Abruf 17. Juni 2025.
[4] Vgl. Westerwinter, Rainer, https://transformation-gastgewerbe.nrw/fileadmin/Digital_Coach/PDF-Dokumente/Transformation/104_DEHOGA-NRW_DC_Revenue_Management.pdf Abruf 17. Juni 2025.
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